Kommt Google Buzz zu spät?

Mit Buzz hat Google nun den Versuch gestartet, mitteilungsbedürftige User von Facebook, Twitter und Co. zurück zu gewinnen. Dazu wird in das bekannte Gmail-Konto (in Deutschland bekannt unter dem Namen Googlemail) die Buzz-Anwendung integriert. Über diese kann der Nutzer die Status-Updates, neuen Fotos, Videos etc. von anderen Benutzern verfolgen, in dem er ihnen explizit folgt („follow“). Soweit erinnert das Konzept sehr stark an Twitter. Die Kommentar und „Like“-Funktionen wiederum werden Facebook-Nutzern bekannt vorkommen.

Google nutzt jedoch zusätzlich aus, dass es bereits eine Vielzahl anderer Dienste gibt, die jedoch bisher nur unzureichend verknüpft waren (Picasa, YouTube, Google Reader etc…). Diese können sehr einfach, wie übrigens auch Twitter, eigene Blogs usw., in Buzz eingebunden werden. Eine echte Innovation sieht allerdings anders aus.

Das zentrale Problem ist aus meiner Sicht, dass die private Kommunikation vieler User bereits in die sozialen Netzwerke abgewandert ist. Das E-Mail Postfach dient (zumindest bei mir) kaum noch dem Austausch mit Freunden, sondern hauptsächlich „offiziellen“ Angelegenheiten wie der Kommunikation mit Professoren an der Uni. Eine Vermischung der privaten und eher professionellen Kontakte und Kommunikation im Rahmen von Buzz ist nicht erwünscht und auch nur bedingt möglich, da meine Kontaktliste bei Google schon lange nicht mehr alle Kontakte bei Facebook und Co. abdeckt. Wozu Kontaktdaten bei Google hinterlegen, die ausschließlich über Facebook genutzt werden?

Mein Fazit: Google Buzz wird es schwer haben, sich neben etablierten Kommunikationsplattformen wie Facebook oder Twitter etablieren zu können. Mich haben das Video (siehe oben) sowie erste Tests des Dienstes zumindest nicht überzeugt.

Wie seht ihr es? Ist Google Buzz die große Innovation? Wird Google damit zu Facebook und Co. bezüglich Anzahl der Nutzer und Nutzungsintensität aufschließen können?

Twitter in Krisenzeiten

Durch die Anschläge in Mumbai und die ersten Vor-Ort-Berichte über Twitter ist der Dienst in diesen Tagen mal wieder in aller Munde. Während einige Twitter-User es als den Durchbruch des Dienstes für die schnelle Verbreitung von News feiern, kritisiert SPON die problematische Qualität und Glaubwürdigkeit dieser Berichte aus der Krisenregion. ZEIT Online dagegen sieht die Stärke des Internets bei der Berichterstattung.

Ich persönlich denke nicht, dass es für die große Masse wichtig ist, ob Nachrichten bei Twitter 1-2 Stunden früher als in anderen Online-Medien oder dem TV verbreitet werden. Vermutlich interessiert das hauptsächlich Journalisten, die Angst davor haben, dass ihre Berichte nicht mehr exklusiv genug sind.

Was an der Twitter-Berichterstattung jedoch sehr wohl interessant ist, ist die Tatsache, dass es sich dabei meist um Privatpersonen handelt, die ihre sehr persönlichen Eindrücke von den Ereignissen schildern und so eine Emotionalität in den Nachrichten-Kontext einbringen, die etablierte Medien oft krampfhaft durch Interviews mit eben diesen Augenzeugen oder direkt Betroffenen zu erreichen versuchen.

Ein Problem dabei ist jedoch die Glaubwürdigkeit, wie SPON es auch anspricht. In Twitter kann im Prinzip jeder behaupten, gerade live Vor-Ort zu sein und komplett erfundene Stories liefern. Ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit ist eigentlich nur dann gegeben, wenn die entsprechende Person komplett in das soziale Internet-Gefüge eingebunden und eine Bestätigung der Identität durch andere Nutzer möglich ist. Natürlich ist es auch dann möglich, Falschmeldungen zu verbreiten, aber das Risiko die eigene Glaubwürdigkeit aufs Spiel zu setzen wird für die meisten Nutzer schlicht zu groß sein, wenn sie denn entsprechend eingebunden sind.

Dadurch aber verringert sich wiederum die Menge der möglichen Vor-Ort Berichterstatter, da es nach dieser Logik nicht möglich ist, erst zum Zeitpunkt des Ereignisses mit dem Twittern zu beginnen. Es würde schlicht die Aufmerksamkeit durch den Rest der Community fehlen.

D.h. es ist nicht so einfach, mit Falschmeldungen in Twitter dauerhaft große Aufmerksamkeit zu erzielen. Entweder, der Sender hat Glaubwürdigkeit, will diese aber nicht für eine falsche Meldung riskieren, oder aber er besitzt keine Glaubwürdigkeit, sendet seine falsche Meldung und erhält schlichtweg keine bis wenig Aufmerksamkeit.

Natürlich ist zudem nicht zu vernachlässigen, dass es auch unbewusste Falschmeldungen gibt, die dann auch von Nutzern mit hoher Glaubwürdigkeit gesendet werden. Gegen diese Art der Falschmeldungen ist allerdings auch die etablierte Presse alles andere als gefeit, wie die Vergangenheit oft genug gezeigt hat.

Für mich ist Twitter daher durchaus ein ergänzender Info-Kanal speziell für persönlichere Einblicke in Ereignisse rund um die Welt. Die Zeitkomponente ist dabei eher nebensächlich.

Passend zur aktuellen Twitter-Diskussion gibt es endlich wieder eine neue Episode des Elektrischen Reporters über das Leben in 140 Zeichen (also Twitter&Co). Zugleich ist es die erste im Auftrag des ZDF produzierte Folge, die auch im ZDFInfokanal gesendet wird.

Schäuble und Merkel

Bin gerade mal wieder auf die Twitter-Accounts von Merkel und Schäuble gestoßen. Einfach nur genial, mal einen etwas anderen Einblick in deren Alltag zu bekommen. Jetzt weiß ich endlich, dass die Inge dem Schäuble immer Wurstbrote macht. Und er sich immerhin morgens sicher fühlt…

Merkel dagegen hat mit GEZ-Bescheiden, die noch an Schröder adressiert sind zu kämpfen. Ja, so ist das.